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Autorenbildsascha-morgenstern

EM Körpersprache Analyse


 

Endlich war es so weit, unsere Männer Fußballnationalmannschaft lässt das Land mal wieder von einem Titel träumen. Das erste Spiel hat wohl bei vielen Fans die Zweifel am Team kleiner werden lassen. Hier geht es nicht um das Spiel in erster Linie um das Spiel, sondern um bemerkenswerte Momente rund um das Spiel. Es geht hier nicht immer in die Details, wenn du eine genauere Analyse wünscht und die Einzelheiten wissen willst, nimm gerne Kontakt zu mir auf. Natürlich wird hier auch niemand fertig gemacht oder irgendwelche Geheimnisse von den Protagonisten vermeintlich verraten oder extra provokante Behauptungen in den Raum gestellt.

 

Heute lag mein Fokus auf Julian Nagelsmann. Während des Interviews vor dem Spiel beim ZDF wirkte er im Gesicht und mit seinen Worten recht ruhig und sicher. Auf den ersten Blick zeigte er, dass er dem enormen Druck durch die Erwartungen der ganzen Nation, der auf ihm und seinem Team lastete, gewachsen ist. Neben ihm stand der Profi Christoph Kramer, der immer wieder, während seiner Aussagen sich stark hin und her bewegte. Es wirkte so, als ob er gedanklich noch immer ein Teil der Nationalmannschaft ist und sich nach dem Interview umziehen wird. Die Energie, die er in sich spürte, musste sich irgendwie auflösen und genau die gleichen Signale sendete Nagelsmann. Es war ihm nicht möglich bei der Beantwortung der Fragen still zu stehen, auch er musste die Energie aus seinem Körper loswerden. In dieser Situation konnte man noch nichts Genaues über die Beweggründe von Nagelsmann für dieses Hin und Her Wackeln erkennen. Aufschluss gab dann das 1:0. Nagelsmann ist ein Trainer, der sehr emotional am Spielfeldrand mit seiner Mannschaft mit geht. Doch beim 1:0 passiert mit ihm viel mehr als in einem „normalen“ Spiel. Der Bundestrainer rennt und ballt die Fäuste und schreit seine Freude über das Tor hinaus. Sein ganzer Jubel sieht von seiner Körpersprache nicht wie Freude, sondern eher nach Befreiung und Kampf aus. Er presst den Unterkiefer soweit nach unten beim Jubeln, dass ihm schlagartig ein Doppelkinn wächst. Ein Zustand, der nur noch nach dem zweiten Tor passiert, es musste wohl sehr viel Anspannung aus ihm heraus. Alle Gedanken an ein Scheitern haben ihn während seines Jubels verlassen. Gleichzeitig zeigte sich Nagelsmann auch als der „Alpha-Jubler“. Er jubelte allein und nutzt fast sein ganzes Terrain. Er ist der Boss und hat es allen gezeigt.

Bei den folgenden Toren wurde Nagelsmanns Jubel dann ruhiger. Die Anspannung war weg, der gewählte Weg zeigte sich für dieses Spiel als richtig und Julian Nagelsmann jubelte bei den Toren mit weniger Vehemenz. Nach dem Spiel war dann ein ganz anderer Nagelsmann zu sehen. Das hin und her wippen von links nach rechts war verschwunden. Anspannung, Hoffnung, Sorgen waren der Gewissheit gewichen und er wirkte nun wesentlich souveräner.

 

Die Aufgabe des Bundestrainers ist mit Sicherheit keine Aufgabe, durch die Ergebnisse der letzten Jahre wurde sie noch schwerer. Die Schwankungen der Leistungen und die getroffenen Entscheidungen werden immer und überall diskutiert und in Frage gestellt. Nicht jeder fand seine Berufung zum Bundestrainer gut und es gab viele negative Stimmen. All das verschwand innerhalb von Sekunden nach dem zweiten Tor.

 

Gestern gab Julian Nagelsmann ein Interview bei der ARD im Stuttgarter Stadion, auch hier war nichts vom hin und her wippen zu sehen. Ich bin auf heute Abend gespannt, wird er diesmal ruhiger sein?

 

Was mir noch ein richtig gutes Gefühl für das Turnier gibt, war der Torjubel der Spieler nach dem ersten Tor. Leverkusen und Bayern waren ein Großteil der Saison Rivalen und es könnte Spannungen zwischen den Spielern geben, wie wir sie zum Beispiel bei der EM 2012 hatten zwischen aufstrebenden BVB-Spielern und Bayern Spielern erlebt haben. Doch Wirtz wartet nach seinem Tor auf Kimmich. Es ist ihm sichtbar wichtig, sich bei Kimmich zu bedanken. Es ist regelrecht greifbar, dass die Mannschaft sich wirklich gefunden hat und ein echtes Team ist. Es gibt nicht diese unpersönlichen „Zwangsjubel“.

 

Der Anfang ist gemacht und alle sind gespannt, wie es weitergeht. Ich schaue jetzt weitere Spiele, um mich nach ein paar interessanten Körpersprache-Signalen umzuschauen.



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