Mythos entlarvt: „Verschränkte Arme bedeuten Ablehnung“
- sascha-morgenstern
- 23. Mai
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Die Geste des Armverschränkens wird im allgemeinen Sprachgebrauch häufig als Zeichen von Ablehnung, Abwehr oder Desinteresse interpretiert. Diese Interpretation ist jedoch zu pauschal und wird der Komplexität nonverbaler Kommunikation nicht gerecht. Aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass verschränkte Arme in vielen Fällen eine andere, oft harmlosere oder sogar positive Bedeutung haben können.
Eine zentrale Erkenntnis stammt aus der Kommunikationspsychologie: Körpersprache ist stark kontextabhängig. Das bedeutet, dass dieselbe Geste – wie das Verschränken der Arme – in unterschiedlichen Situationen völlig verschiedene Bedeutungen haben kann. So kann diese Haltung ebenso gut Ausdruck von Konzentration, Selbstschutz, innerer Ruhe oder schlicht Bequemlichkeit sein [1].
Eine Studie der CoachAcademy Stuttgart untersuchte die Wahrnehmung und Interpretation von Körpersignalen in verschiedenen sozialen Kontexten. Dabei zeigte sich, dass verschränkte Arme zwar häufig als „Barriere“ wahrgenommen werden, jedoch ebenso oft mit Entspannung oder Selbstregulation assoziiert sind [1]. Diese Ergebnisse werden durch Beobachtungen aus der angewandten Psychologie gestützt, wonach Menschen in stressigen oder unsicheren Situationen unbewusst zu geschlossenen Körperhaltungen neigen – nicht aus Ablehnung, sondern zur Selbstberuhigung.
Auch die Forschung von Albert Mehrabian, der oft im Zusammenhang mit der sogenannten „55-38-7-Regel“ zitiert wird, weist darauf hin, dass nonverbale Signale nur im Zusammenspiel mit Tonfall und Inhalt sinnvoll interpretiert werden können. Mehrabian selbst betonte, dass seine Ergebnisse häufig missverstanden werden und sich ausschließlich auf Situationen mit widersprüchlichen Signalen beziehen[2].
Zusätzlich betonen Experten immer wieder,

dass es keine universellen Bedeutungen für einzelne Gesten gibt. Vielmehr sei es entscheidend, die Körpersprache im Gesamtbild und im situativen Kontext zu betrachten [2].
Fazit: Die Annahme, dass verschränkte Arme automatisch Ablehnung signalisieren, ist wissenschaftlich nicht haltbar. Vielmehr handelt es sich um eine vieldeutige Geste, deren Interpretation stark vom Kontext, der individuellen Persönlichkeit und der sozialen Situation abhängt. Eine differenzierte Betrachtung ist daher unerlässlich, um Missverständnisse in der zwischenmenschlichen Kommunikation zu vermeiden.
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