Die Vorrunde ist fast vorbei und wir durften viele Spieler und Trainer nach den Spielen in Interviews genießen. Manchmal durften sie Erfolge beschreiben und manchmal eine unerwartet schlechte Leistung. Heute gehört es zum guten Ton, dass der Spieler oder der Trainer dem Zuschauer immer weniger Einblicke hinter die Fassade erlauben. Häufig sind die Interviews eher langweilig oder der Zuschauer bastelt sich vor dem Spiel eine Bingo Karte mit den gängigsten Interview Floskeln. Es ist meiner Meinung nach auch sehr schwer für Spieler und Trainer geworden, die richtigen Antworten zu geben, ohne eine Medienlawine loszutreten. Ein Wort zu viel oder an der falschen Stelle eine veränderte Stimmlage und schon gehen Spekulationen los, die sehr schwer wieder einzufangen sind.
Jetzt werde ich mich auch mal an die Analyse der Spieler und Trainer wagen und meinen Beitrag zu Spekulationen und Aufruhr beitragen.
Was bei den Interviews immer wieder auffällt ist der Griff ins Gesicht bei den Spielern. Menschen neigen dazu unter Stress sich wesentlich häufiger ins Gesicht zu fassen. Wir haben da eine Bandbreite von 80 bis über 900 Kontakten im Gesicht an einem Tag. Je höher unser Stresspegel ist, desto mehr fassen wir uns in das Gesicht. Unter Stress fängt es irgendwo im Gesicht an zu Jucken, wir müssen uns Kratzen oder wir streichen uns durch das Gesicht. Einige Spieler und Trainer haben auch die Angewohnheit sich am Ohrläppchen zu ziehen oder sich an die Nase zu fassen. Die Nase hat viele Adern und bei Stress werden diese mit mir Blut gefüllt, die Nase juckt und wir fassen hin. Auch die Blutgefäße in den Ohrläppchen können bei erhöhtem Stress für einen Anfass-Impuls sorgen.
Können wir jetzt die einzelnen Aussagen mit dem Anfassen im Gesicht direkt in Verbindung bringen und vielleicht mehr entdecken als dem Spieler oder Trainer lieb ist?
Wenn das so einfach wäre, würde jedes Interview von einem Körpersprache Experten durchleuchtet worden und es gäbe nur noch Radiointerviews.
Ein gut trainiertes Auge findet trotzdem spannende Ansatzpunkte. Bei den Berührungen im Gesicht zähle ich zum Beispiel immer mit und beurteile nach dem Interview, ob es bei bestimmten Themen eine signifikante Steigerung der Berührungen gab. Berührt ein Spieler sich zum Bespiel bei dem Thema Trainer in jedem Interview wesentlich häufiger im Gesicht löst dieses Thema Stress bei ihm aus. Weitere gesicherte Rückschlüsse können wir nur anhand dieser Reaktion nicht ziehen. Mit der Zeit fallen uns dann auch weitere Signale auf und wir können seine Aussagen wesentlich besser analysieren. Wir dürfen nur nicht auf unser Gehirn reinfallen und zu lassen, dass wir nur unsere schon vorher gefasste Meinung bestätigt sehen wollen. Wie ein Schiedsrichter sollten wir möglichst neutral sein.
Euch wünsche ich jetzt viel Spaß beim Zählen der Gesichtskontakte während der Interviews und eine tolle Ko-Runde.
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