Schaust du in die Medien, schaust du in den Wahlkampf, informierst du dich über das Impfen im Allgemeinen stellst du rasch fest; fast immer und überall wird in der heutigen Zeit moralisiert. Und das in immer stärkerem Ausmaß. Wir bezichtigen uns gegenseitig als vorsätzliche Mörder, werfen uns falsches oder dummes Denken vor. Die Meinung von anderen Menschen ist oft nur ein Stachel im eigenen Fleisch, der schnell entfernt werden sollte. Über die Art und Weise des Umgangs miteinander zu diskutieren macht da fast keinen Sinn mehr, da der Einsatz von Totschlag-Argumenten oder Stigmatisierungen leichtfertiger begangen wird als das Töten einer Blinden Fliege, die sich gerade schmerzhaft an unserem Blut laben möchte. Viel spannender als die Tat sind oft die Beweggründe für die Tat. Nicht ohne Grund gibt es immer Sendungen in Fernsehen und Berichte, die uns die Gründe eines Menschen für die verschiedensten Taten mit einem wohligen Schauer Gänsehaut im Gepäck näher bringen. Ist das auch hier angebracht? Lass uns mal schauen, was beim Moralisieren passiert und dann urteilen. Ein Mensch hat für sich entdeckt, dass seine Meinung die absolut richtige ist und diese nicht mehr infrage gestellt werden kann(obwohl uns die Entwicklung der Menschheit und damit der Wissenschaft gezeigt hat, dass dieser Gedanke öfter widerlegt als bestätigt wird). Dieser Mensch ist nun alleine mit seiner Meinung und sucht sich nun, wie es unsere Spezies nun mal macht, nach Gleichgesinnten. Diese findet man im Internet zügig und mit Sicherheit gibt es auch die Möglichkeit im Real-Live Menschen mit gleichen Gedanken zu finden. Es bilden sich Gruppen mit gleichen Gedanken. Diese Gedanken finden sich nun ständig in dem Bewusstsein der Menschen wieder und, was noch wichtiger ist, ihnen wird ist nie widersprochen. Die Gruppe formiert und grenzt sich immer klarer von anderen ab. Es kann unter anderem besondere Formen der Begrüßung geben, eine Art miteinander zu kommunizieren oder andere Merkmale, die die Gruppe als Einheit abgrenzen. Es wird sich auch mehr in der Gruppe berührt. Berührungen führen zur Ausschüttung von Oxytocin. Dieses Hormon hat die Aufgabe, uns als Gruppe zu stärken und weiter von anderen Gruppen zu distanzieren. Jetzt passiert es, dass man sich nicht immer von anderen Meinungen abschirmen kann und der Kontakt zu ganz anderen Meinungen bekommt. Jetzt zeigt sich die Problematik des Moralisierens, wir befinden uns die ganze Zeit im Bereich des Gefühls. Durch die Verfestigung unserer Meinung erheben wir sie über alle anderen und erachten sie als einzig Wahre. Wir nehmen andere Meinungen persönlich und erhalten dadurch die Rechtfertigung sofort mit persönlichen Angriffen zu attackieren. Der tiefere Prozess ist, wir verlieren vermeintlich die sicher geglaubte Kontrolle und reagieren mit eher archaischen Mitteln, um die Kontrolle wiederzugewinnen. Menschen, die gerne moralisieren, haben einen Weg gefunden für sich Kontrolle und Macht auszuüben und trotzdem sich als Mensch zu deklarieren, der damit nichts zu tun hat. Beobachtet mal eure Mitmenschen und wenn sie moralisieren, dann nähert euch den waren Gründen an. Dann ist es wahrscheinlicher Verständnis für sie zu haben und bei einer Diskussion offen für Argumente zu bleiben.
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